Der Verband
08.11.2024
Auf dem Stuhl und an der Linie- intensive Arbeitswoche für Chair Umpires und Linienrichter beim „Hamburg Henssler at Home Ladies Cup“
Eine große internationale Veranstaltung, wie das ITF75-Event in der Hamburger Verbandshalle, ist auch immer mit professionellen Rahmenbedingungen auf und neben dem Platz verbunden. Dazu zählen beispielsweise ein Fahrservice, Ballkinder, medizinische Versorgung und natürlich auch das leibliche Wohl der Spielerinnen. Auf dem Platz, während der Matches, wird dies in Form von einem Stuhlschiedsrichter und Linienrichtern umgesetzt.
Vom Finaltag in der Qualifikation an waren zwölf Linienrichter und sechs Stuhlschiedsrichter in Hamburg im Einsatz. Der erste Tag der Qualifikation wurde sogar genutzt, um dem Schiedsrichter-Nachwuchs die praktische Umsetzung der erlernten Theorie umzusetzen.
Die Voraussetzungen für einen Einsatz bei einem internationalen Event der W75-Kategorie der ITF sind klar formuliert. So muss ein Stuhlschiedsrichter das ITF Bronze Badge besitzen, so wie zwei weitere Chair Umpires das White Badge. Zudem sind zwei National Chair Umpires verpflichtend.
Ähnlich wie das Teilnehmerfeld des diesjährigen "Hamburg Henssler at Home Ladies Cup" fanden auch bei den Offiziellen zahlreiche verschiedene Nationen den Weg in die Hansestadt. Während die Stuhlschiedsrichter noch alle aus Deutschland kamen, gab es Linienrichterinnen und Linienrichter aus der Ukraine, den Niederlanden, Belgien, Italien und Polen.
Doch wie kommt man überhaupt zu einem Einsatz in Hamburg?
Das Bewerbungsverfahren läuft online über einen Bewerbungslink. Dieser wird veröffentlicht über die DTSV (Deutsche Tennis Schiedsrichter Vereinigung) an die deutschen Officials und zusätzlich vom Chief of Officials an ausgewählte Personen. Im Anschluss verbreitet sich dieser Link meist von alleine.
Hat man sich erfolgreich beworben, entscheidet ein Auswahlverfahren über den Einsatz auf einem Turnier. Dieses erfolgt nach unterschiedlichen Kriterien:
- hat die Person bereits unter dem Chief of Officials gearbeitet und wie zufrieden war man bisher
- gibt es Bewerber aus der Region, die kein Hotel benötigen (werden bevorzugt)
- welche Turniere wurden in den letzten Jahren gearbeitet (und teilw. welche Noten wurden erreicht)
- Geschlecht, da beim ITF-Damenturnier die Linienrichter die Spielerrinnen zur Toilette begleiten und dies nur durch weibliche Linienrichterinnen geschehen soll
- Geschlecht bei den Personen die ein Hotel benötigen, damit alle Zimmer voll ausgelastet sind
- evtl. Spots der DTSV
Die Selektion des Chief of Officials wird im Anschluss mit der Linienrichterkommission der DTSV besprochen.
Hat man sich erfolgreich für ein Turnier qualifiziert, sind die Einsätze vor Ort ebenfalls klar definiert. Während der Turnierwoche wurde mit einer Rotation von 45/45 Minuten gearbeitet. Bedeutet 45 Minuten auf dem Platz und eine Dreiviertelstunde Pause. Hinzu kommt meist eine zusätzliche Pause am Tag, durch ein geplantes Rotieren der Ersatzleute durch die unterschiedlichen Teams. So ist sichergestellt, dass jeder einmal am Tag in Ruhe essen kann und bei Ausfall oder Krankheit unverzüglich Ersatz vor Ort ist.
Zu Beginn der Woche sind mehr Linienrichter im Einsatz, ab Donnerstag und Freitag wurde die Zahl auf acht und dann sieben reduziert, da nur noch auf einem Platz gespielt wurde.
Die Linienrichter werden bei jedem Einsatz von den Stuhlschiedsrichtern bewertet und am Ende des Turniers wird eine Gesamtnote festgelegt. Bewertungskriterien sind hier die Technik, das Timing, die Lautstärke und das On-Court-Behaviour (Verhalten auf dem Platz).
Sowohl mögliche Fehlentscheidungen als auch positiv hervorzuhebende Arbeit auf dem Platz wird nicht zwingend nach dem Match besprochen, kann aber durchaus vorkommen. Dies wird dann meist mit dem Chief of Officials (in Hamburg Frank Montag) besprochen und nur im Ausnahmefall mit dem einzelnen Linienrichter. Häufiger kommt es vor, dass Fehler die passiert sind, am nächsten Tag im morgendlichen Meeting mit allen allgemein besprochen werden mit dem Hinweis, wie einzelne Situationen besser gelöst werden können.
Schiedsrichter und Linienrichter sind bei mehreren Turnieren über das Jahr verteilt im Einsatz. Die genaue Zahl variiert je nach Qualifikation.
Foto: Witters