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10.03.2024
Challenger Hamburg: Kyle Edmund mit Motivation zurück auf der Tour
Nach einer herausfordernden Zeit voller Rückschläge gepaart mit Durchhaltevermögen ist Kyle Edmund zurück im Siegerkreis der internationalen Tennis-Tour angekommen. Der 29-jährige Brite, der in den letzten Jahren mit Knie- und Handgelenksproblemen zu kämpfen hatte, feierte zu Beginn der Saison seine ersten beiden Turniersiege in vier Jahren. Edmund, ehemalige Nummer 14 der Welt und Halbfinalist der Australian Open 2018, gewann 10 Matches in Folge und sicherte sich im Januar bei seinen Heimevents in Loughborough und Sunderland zwei aufeinanderfolgende Titel auf der ITF World Tennis Tour.
Diese Woche tritt der Weltranglisten 401. beim Challenger Hamburg an. Edmund ist dankbar für die Rückkehr auf den Platz und bereit, sich seinen Weg in der Rangliste nach oben zu kämpfen. Nach seinem Sieg in der ersten Runde der Qualifikation des ATP Challenger Tour 50 Hartplatzturniers gegen den Italiener Andrea Picchione am Sonntag haben wir uns mit ihm zu einem Interview getroffen.
Herzlichen Glückwunsch, ein guter Start ins Turnier. Was hat heute den Unterschied in dieser Partie ausgemacht?
Kyle Edmund: Ich habe versucht, mein Spiel während des Matches ständig zu verbessern. In den letzten Wochen habe ich nicht viele Begegnungen absolviert, es gab einige Unterbrechungen. Ich bin mit einer guten Einstellung in das Match gegangen, ohne zu hohe Ambitionen zu haben, perfektes Tennis spielen zu müssen. Es gilt es zu akzeptieren, dass das Spiel kommen wird und es lief gut. Ich habe es geschafft auch Rückstände aufzuholen. Am Ende kamen viele Dinge zusammen und es hat gepasst.
Sie mussten in den letzten Jahren mit vielen Verletzungen umgehen. Wie geht es Ihnen körperlich?
Immer besser. Die körperliche Belastung, von meiner Verletzung zurückzukommen, geht Hand in Hand mit meinem Spiel. Ich bin ein ziemlich physischer Spieler, der auf dem Platz aggressiv sein will. Das erfordert, dass ich körperlich aktiv bin, körperlich intensiv agieren kann. Als ich von meiner Knieverletzung zurückkam, musste ich das Vertrauen in mein Spiel aufbauen. Es hat natürlich Zeit gebraucht, aber dieses Jahr scheine ich an einem guten Punkt zu sein. Ich versuche einfach, so viele Matches wie möglich zu bekommen und mich stetig zu verbessern. Es war nicht einfach, aber ich bin jetzt glücklich auf dem Platz zu stehen und versuche nach vorne zu schauen.
Sie hatten einen guten Start in die Saison und haben auf der ITF World Tennis Tour zwei Turniere hintereinander gewonnen. Wie haben Sie sich während der Matches gefühlt?
Sie waren gut, weil ich solche Matches lange Zeit nicht hatte. Ich habe fünf Partien hintereinander gespielt. Das erste Turnier, das ich gewonnen habe, war das zweite Mal, dass ich überhaupt in drei oder vier Jahren fünf Matches in einer Woche gespielt habe. Das ist eine sehr lange Zeit. Aber alle waren positiv für meinen Körper und mein Selbstvertrauen. Auch das ITF-Niveau tut gut, da man den Druck spürt und sich verbessern will. Das war gut, aber seitdem habe ich auch wieder einige frühe Niederlagen einstecken müssen. Das ist Tennis. Die Saison ist lang und man kann nicht jede Woche ein Turnier gewinnen. Man muss also mit den Siegen sowie mit den Niederlagen umgehen können.
Sie kennen alle großen Turniere und Plätze auf der Welt. Wie schwer ist es für Sie, wieder auf die ATP Challenger Tour oder sogar dem ITF Pro Circuit unterwegs zu sein?
Nachdem ich das Spitzenniveau der Tennis-Tour erlebt habe, indem ich an den Grand Slams und allen großen Turnieren teilgenommen habe, hat man ein Gefühl dafür und man kann es als Motivation nutzen. Manchmal fühlt es sich so an, als wurde einem das aufgrund von Verletzungen genommen. Es ist nicht so, dass ich verlernt habe Tennis zu spielen. Ich hatte drei Operationen und war 20 Monate lang raus aus dem Turniergeschehen. Im Fußball kannst du dich verletzen und dann wieder ins Team zurückkehren. Im Tennis bist du alleine, um dich wieder aufzubauen. Das wusste ich aber und habe es akzeptiert. Es hat keinen Sinn, sich darüber zu beschweren oder wütend zu sein. Man muss es überwinden.
Gab es einen bestimmten Zeitpunkt, an dem Sie vielleicht überlegt haben, vom Tennis zurückzutreten?
Nicht wirklich. Vielleicht musste ich akzeptieren, dass ich meine Erwartungen nicht erfüllen kann, aber das bedeutet nicht, dass ich es nicht versuchen kann. Ich bin nie aufgewacht und habe gedacht, dass ich jetzt aufhören muss. Ich war immer motiviert, aufzustehen und zu trainieren. Natürlich gab es auch einige Zeiten, die nicht aufregend waren. Da gab es nicht die große Freude, aber ich habe immer gefühlt, dass ich etwas anzubieten habe. Vorher war ich einer der besten Spieler. Das zählt auch. Ich bin den Weg weitergegangen und diesen muss man auch genießen können. Man kann nicht alles negativ sehen.
Sie haben noch nie in Hamburg gespielt...
Während der Covid-Pandemie im Jahr 2020 war ich beim Rothenbaum ATP 500 Turnier auf Sand. Ich kam dorthin, musste aber dann wegen meines Knies absagen. Das war der Beginn meiner Verletzungsgeschichte. Also bin ich angereist und habe trainiert, aber kein Match bestritten.
Sie hatten also auch keine Möglichkeit gehabt, etwas von der Stadt zu sehen?
Nein, aber ich bin kein Mensch, der während einer Turnierwoche viel auf Sightseeing-Tour geht. Ich konzentriere mich mehr auf meine Tennisroutinen.
Vielen Dank und viel Erfolg.
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