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31.10.2024
Mit dem Rücken zur Wand: Mona Barthel dreht irres Match und steht als einzige Deusche im Viertelfinale
Herrlich ehrlich. „Meine Beine sind schon ein wenig tot.“ Das räumte Belinda Bencic offen ein, nachdem sie ihr Achtelfinal-Duell beim "Hamburg Henssler at Home Ladies Cup" gegen Anastasia Kulikova mit 3:6 4:6 verloren hatte. Bencic hatte beim ITF75-Turnier ihr Comeback nach ihrer Babypause gegeben und beim Erstrundenerfolg am Mittwoch gegen die Titelverteidigerin Julia Avdeeva eine sehr überzeugende Leistung geboten. Doch am Donnerstag war die finnische Linkshänderin zu stark für Bencic, die Olympiasiegerin von 2021 und ehemalige Weltranglistenvierte. „Ich musste heute viel mehr laufen als beim ersten Match. Ich hatte gute Momente, aber ich habe auch gesehen, woran ich noch arbeiten muss“, sagte Bencic.
Sie setzt ihren Wiedereinstieg bei einem Turnier in Luxemburg fort. Das Ziel der Schweizerin bleibt, bis zum United Cup über den Jahreswechsel und den Australian Open im Januar auch auf WTA-Niveau wieder um Siege spielen zu können.
Mona Barthel hält deutsche Fahne hoch
In Hamburg hatte sich drei deutsche Profis für das Achtelfinale qualifiziert. Gegen die topgesetzte Britin Sonay Kartal bot Nastasja Schunk einen sehr beherzten Auftritt. Letztlich machte sie aber mehr Fehler als Kartal, die sich folgerichtig mit 6:3 6:3 durchsetzte.
Anna-Lena Friedsam hatte sich gegen die Österreicherin Sinja Kraus (in Hamburg an 7 gesetzt) klare Siegchancen ausgerechnet. Aber nach sechsmonatiger Verletzungspause (Patellasehne) ist auch sie noch nicht wieder komplett zurück auf ihrem üblichen Leistungsniveau. Den ersten Satz verlor sie mit 4:6, den zweiten gewann sie mit 6:4. Dann wurde es im dritten Durchgang ein nervenaufreibender Abnutzungskampf, in dem sich Friedsam aufopferungsvoll gegen ihre Gegnerin und das Nachlassen der eigenen Kräfte wehrte. Dafür gab es teilweise Standing Ovations von der gut gefüllten Tribüne. Zwei Matchbälle wehrte Friedsam ab, rettete sich in den Tie-Break. Den gewann jedoch Kraus mit 7:3 und konstatierte erleichtert: „Es war ein sehr enges Match. Ich freue mich riesig.“
Ihre Gegnerin im Viertelfinale ist am Freitag die an 1 gesetzte Schunk-Bezwingerin Sonay Kartal. Kraus trainiert in der ProBase in Ludwigshafen und spielt in Deutschland in der zweiten Bundesliga. Daher sind Turniere in Deutschland für sie zumindest ein halbes Heimspiel.
Mona Barthel ist die einzige Deutsche, die noch um den Titel beim mit 60 000 US-Dollar (55 5000 Euro) dotierten Hartplatz-Spektakel spielen kann. Und damit war lange Zeit im Spiel gegen Ipek Oz (Türkei) nicht mal ansatzweise mit zu rechnen.
In Satz eins war Barthel mit 0:6 abgefertigt worden, im zweiten Durchgang lag sie 2:5 zurück. Bei 3:5 und 0:30 trennten sie nur noch zwei Punkte vor dem Aus. Doch dann - und das ist die Magie des Tennis - gab es die Wende. Barthel spielte urplötzlich klarer, mit mehr Länge und Präzision in den Schlägen, vertraute endlich ihrem eigentlich auch größeren Repertoire. Folge: Die Partie kippte komplett. Barthel gelang der Satzausgleich per 7:2 im Tie-Break. Im dritten Durchgang dominierte sie komplett und gewann mit 6:1. Es war ein kleines Tennis-Wunder, stimmt’s, Mona Barthel? „Ich weiß nicht, ob ich noch selbst an mich geglaubt habe im zweiten Satz. Es gibt keine Garantie, dass es immer so klappt. Ich habe es ihr am Anfang auch leicht gemacht. Als mein Level dann anstieg, hat das sie auch etwas überrascht.“
Im Viertelfinale wartet nun passenderweise eine echte Überraschungssiegerin auf Barthel: Vivian Wolff. Die in Frankfurt geborene US-Amerikanerin hatte völlig unerwartet die an 2 gesetzte Ungarin Dalma Galfi mit 6:3 7:5 niedergerungen.
Die weiteren beiden Viertelfinals, die auch am Freitag ausgespielt werden, setzen sich so zusammen:
Bencic-Bezwingerin Anastasia Kulikova bekommt es mit der spanischen Qualifikantin Kaitlin Quevedo zu tun. Die hatte in einem hochspannenden Match die an 3 gesetzte Maria Timofeeva mit 7:5 7:6 geschlagen. Dominika Salkova hingegen wurde ihrer Favoritenrolle gerecht. Durch einen 6:1 6:1-Triumph über Ines Ibbou (Algerien) sicherte sie sich ihr Viertelfinal-Ticket. Hier wartet ihre tschechische Kollegin und Rivalin Barbora Palicova auf sie. Die ist an 8 gesetzt und war im Achtelfinale mit 6:4 7:6 über die Niederländerin Lian Tran erfolgreich.
Im Doppel stehen am Freitag bereits die Halbfinals an.
Erst Madeleine Brooks/Isabelle Haverlag (aus Großbritannien und den Niederlanden) gegen Alicia Barnett/Elixane Lechemia (Großbritannien und Frankreich).
Danach spielen Riya Bhatia/Lian Tran (Indien, Niederlande) gegen Conny Perrin/Anita Wagner (Schweiz/Bosnien und Herzegowina) um den Einzug ins Endspiel.
Am Donnerstag hatten Bhatia/Tran ihr Viertelfinale gegen das tschechische Duo Jesika Maleckova/Miriam Skoch 7:5, 4:6 und 10:5 gewonnen.
Perrin/Wagner hatten zuvor das deutsche Doppel Laura Boehner/Vivien Sandberg mit 6:2 7:5 in die Schranken gewiesen.
Ab 11.00 Uhr starten die Partien auf den Hartplätzen in der Halle des Hamburger Tennisverbandes in Hamburg-Horn.
Spitzentennis zum Nulltarif
Unterstützt wird das Turnier, neben Titelsponsor Henssler at Home, erneut von der Hansestadt Hamburg (Active City), dem Deutschen Tennis Bund (DTB), der Regionalliga Nordost und den Tennisverbänden Hamburg und Schleswig-Holstein.
Der Eintritt ist an allen Tagen frei.
Foto: Mona Barthel
Credit: Witters